Erstes Lehrstück: Von der göttlichen Erwählung und Verwerfung

Artikel 1

Da alle Menschen in Adam gesündigt haben und des Fluches und ewigen Todes schuldig geworden sind, wurde Gott niemandem Unrecht getan haben, wenn er das ganze Menschengeschlecht in Sünde und Fluch hätte lassen und wegen der Sünde verdammen wollen, nach diesen Aussprüchen des Apostels: Die ganze Welt ist vor Gott schuldig. Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den die bei Gott haben sollten (Röm. 3,19.23). Und: Der Tod ist der Sünde Sold (Röm. 6,23).

Artikel 2

Aber darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, daß er seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (1.Joh. 4,9; Joh. 3,16).

Artikel 3

Damit aber die Menschen zum Glauben gebracht werden, sendet Gott in seiner Güte Verkündiger dieser frohen Botschaft, zu wem er will und wann er will, durch deren Dienst die Menschen zur Bekehrung und zum Glauben an Christus, den Gekreuzigten, gerufen werden: Denn wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden (Röm. 10,14.15)?

Artikel 4

Über denen, die an dieses Evangelium nicht glauben, bleibt der Zorn Gottes. Diejenigen aber, die es annehmen und sich zu dem Heiland Jesus mit einem wahren und lebendigen Glauben bekennen, werden durch ihn vom Zorn Gottes und vom Verderben errettet und mit dem ewigen Leben beschenkt (Joh. 3,36; Mark. 16,16).

Artikel 5

Die Ursache oder die Schuld dieses Unglaubens, wie die auch aller anderen Sünden, liegt keineswegs in Gott, sondern im Menschen. Der Glaube aber an Jesus Christus und die Seligkeit durch ihn sind eine Gnadengabe Gottes, wie geschrieben steht: Aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es (Eph. 2,8). Und ebenfalls: Euch ist die Gnade gegeben, an Christus zu glauben (Phil. 1,29).

Artikel 6

Daß Gott einigen in der Zeit den Glauben schenkt, anderen aber nicht, geht aus seinem ewigen Ratschluss hervor; denn ihm sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt (Apg. 15,18); und: Er wirkt alle Dinge nach dem Ratschluss seines Willens (Eph. 1,11). Nach diesem Ratschluss erweicht er gnädig die Herzen der Auserwählten, obwohl sie hart sind, und neigt sie gnädig zum Glauben; diejenigen aber, die nicht erwählt sind, belässt er nach seinem gerechten Urteil in ihrer Bosheit und Hartherzigkeit. Und hier erschließt sich uns besonders die tiefe, barmherzige und zugleich gerechte Unterscheidung der Menschen, die alle gleich verderbt sind, oder der Ratschluss der Erwählung und Verwerfung, im Worte Gottes geoffenbart. Es ist ein Ratschluss, den verkehrte, unreine und schwankende Menschen zu ihrem Verderben verdrehen, der aber den heiligen und gottesfürchtigen Seelen einen unaussprechlichen Trost gewährt.

Artikel 7

Diese Erwählung ist ein unveränderlicher Vorsatz Gottes, durch den er vor der Grundlegung der Welt aus dem gesamten Menschengeschlecht, das aus der ursprünglichen Gerechtigkeit durch eigene Schuld in Sünde und Verderben gefallen war, eine bestimmte Menge von Menschen, die weder besser noch würdiger als andere sind, sondern mit ihnen in demselben Elend verkehren, aus lauter Gnade zur Seligkeit auserwählt hat – in Christus, den er auch von Ewigkeit her zum Mittler und Haupt aller Auserwählten und zu einem Fundament der Seligkeit gesetzt hat. Und damit sie durch ihn selig gemacht würden, hat er auch beschlossen, sie ihm zu geben und vollmächtig zu seiner Gemeinschaft durch sein Wort und seinen Geist zu rufen und zu ziehen, oder sie mit dem wahren Glauben an ihn zu beschenken, sie zu rechtfertigen, zu heiligen und, nachdem sie in der Gemeinschaft seines Sohnes bewahrt sind, zuletzt zu verherrlichen zur Erweisung seiner Barmherzigkeit und zum Ruhme des Reichtums seiner herrlichen Gnade. Wie geschrieben steht: Gott hat uns erwählt in Christus, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten heilig sein und unsträflich vor ihm. In seiner Liebe hat er uns dazu verordnet, daß wir seine Kinder seien durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lobe seiner herrlichen Gnade, mit der er uns beschenkt hat in dem Geliebten f(Eph. 1,4-6). Und an anderer Stelle: Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht (Röm. 8,30).

Artikel 8

Die genannte Erwählung ist nicht unterschiedlich, sondern ein und dieselbe für alle, die gerettet werden, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Denn die Schrift verkündigt uns nur ein einiges Wohlgefallen, einen einigen Vorsatz und Rat des göttlichen Willens, durch die er uns von Ewigkeit her erwählt hat, sowohl zur Gnade als auch zur Herrlichkeit, zur Seligkeit und zu dem Wege der Seligkeit, den er bereitet hat, daß wir darauf wandeln sollen (Eph. 1,4-5 und 2,10).

Artikel 9

Dieselbe Erwählung ist nicht aus dem vorhergesehenen Glauben und Gehorsam des Glaubens, aus vorhergesehener Heiligkeit oder irgend einer anderen guten Eigenschaft oder Fähigkeit geschehen, die als Grund oder Bedingung vorher in dem Menschen erforderlich wären, der erwählt werden soll, sondern zu dem Glauben, zu dem Gehorsam des Glaubens, zur Heiligkeit usw. Demnach ist die Erwählung die Quelle aller seligmachenden Güter, aus welcher der Glaube, die Heiligkeit und andere seligmachenden Gaben, und schließlich das ewige Leben selbst, als Früchte hervorgehen, nach dem Zeugnis des Apostels: Er hat uns erwählt, nicht weil wir heilig und unsträflich vor ihm waren, sondern daß wir es sein sollten (Eph. 1,4).

Artikel 10

Der Grund dieser gnädigen Erwählung ist allein das Wohlgefallen Gottes, das nicht darin besteht, daß er irgendwelche Eigenschaften oder Werke der Menschen aus allen möglichen Bedingungen als eine Bedingung des Heils auswählte, sondern darin, daß er sich einige bestimmte Personen aus der allgemeinen Menge der Sünder zum Eigentum annahm, wie geschrieben steht: Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten usw., ward zu ihr (Rebekka) gesagt: Der Ältere soll dem Jüngeren dienstbar werden. Wie geschrieben steht: Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst (Röm. 9,11-13). Und: Und wurden gläubig, wie viel ihrer zum ewigen Leben verordnet waren (Apg. 13,48).

Artikel 11

Und wie Gott selbst im höchsten Grade weise, unveränderlich, allwissend und allmächtig ist, so kann die durch ihn geschehene Erwählung weder ungeschehen gemacht und wiederholt, noch verändert, widerrufen oder abgebrochen werden, noch können die Erwählten verworfen oder kann ihre Zahl vermindert werden.

Artikel 12

Dieser ihrer ewigen und unveränderlichen Erwählung zur Seligkeit werden die Auserwählten zu seiner Zeit, wenn auch in verschiedenen Graden und ungleichem Maße, vergewissert; nicht, wenn sie die Verborgenheit und Tiefen Gottes neugierig erforschen, sondern wenn sie die untrüglichen Früchte der Erwählung, im Worte Gottes aufgezeigt (als da sind: der wahre Glaube an Christus, kindliche Gottesfurcht, göttliche Traurigkeit über die Sünde, Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit usw.) mit geistlicher Freude und heiligem Vergnügen in sich wahrnehmen (2.Kor. 13,5).

Artikel 13

Der Erfahrung und Gewissheit dieser Erwählung entnehmen die Kinder Gottes täglich größere Ursache, sich vor Gott zu demütigen, die Tiefe seiner Barmherzigkeit anzubeten, sich selbst zu reinigen und ihn, der sie zuerst sehr geliebt hat, wiederum inbrünstig zu lieben. Es ist denn auch weit davon entfernt, daß sie durch diese Lehre von der Erwählung und durch deren Betrachtung in dem Befolgen der göttlichen Gebote lässiger oder auf fleischliche Art sorglos würden. Dies pflegt aber nach Gottes gerechtem Urteil denen zu widerfahren, die, indem sie sich der Gnade der Erwählung leichtsinnig vermessen oder eitel und leichtfertig über sie schwatzen, auf dem Wege der Auserwählten nicht wandeln wollen.

Artikel 14

Ferner, wie diese Lehre von der göttlichen Erwählung nach dem weisen Rat Gottes durch die Propheten, Christus selbst und die Apostel sowohl im Alten als auch im Neuen Testament gepredigt worden ist, und danach in den heiligen Schriften niedergelegt und überliefert, muß sie auch heute – zu seiner Zeit und an seinem Ort – in der Kirche Gottes (der sie ganz besonders zugeeignet ist) dargelegt werden, mit dem Geist der Unterscheidung, gottesfürchtig und in heiliger Gesinnung, ohne die Wege des Allerhöchsten in ungebührlicher Neugier zu erforschen, zur Ehre des heiligen Namens Gottes und zum lebendigen Trost seines Volkes (Apg. 20,27, Röm. 12,3 und 11,33-34; Hebr. 6,17.18).

Artikel 15

Diese ewige und unverdiente Gnade unserer Erwählung weist und preist uns die Schrift am meisten dadurch an, daß sie weiter bezeugt, daß nicht alle Menschen erwählt, sondern manche nicht erwählt und in Gottes ewiger Erwählung übergangen sind. Es sind diejenigen, über die Gott in seinem völlig freien, gerechten, untadeligen und unveränderlichen Wohlgefallen beschlossen hat, sie in dem gemeinsamen Elend, in das sie sich durch ihre eigene Schuld gestürzt haben, zu lassen, und sie nicht mit dem seligmachenden Glauben und der Gnade der Bekehrung zu beschenken, sondern sie auf ihren eigenen Wegen und unter seinem gerechten Urteil zu belassen, und sie schließlich nicht nur wegen des Unglaubens, sondern auch wegen aller übrigen Sünden, zum Erweis seiner Gerechtigkeit, zu verdammen und ewig zu strafen. Und dies ist der Ratschluss der Verwerfung, der Gott keineswegs zum Urheber der Sünde (was zu denken gotteslästerlich ist), sondern zu ihrem furchtbaren, untadeligen und gerechten Richter und Rächer macht.

Artikel 16

Diejenigen, die den lebendigen Glauben an Christus oder die sichere Zuflucht des Herzens, den Frieden des Gewissens, die Übung des kindlichen Gehorsams, den Ruhm in Gott durch Christus noch nicht kräftig in sich fühlen, aber doch die Mittel, durch die Gott verheißen hat, dies alles in uns zu wirken, gebrauchen, müssen – wenn sie von der Verwerfung hören – sich nicht entmutigen lassen, auch sich nicht zu den Verworfenen zählen, sondern im Gebrauch der Mittel eifrig fortfahren, die Stunde der reichlicheren Gnade heiß ersehnen und sie ehrfurchtsvoll und demütig erwarten. Viel weniger noch brauchen diejenigen von der Lehre der Verwerfung erschreckt zu werden, die ernsthaft begehren, sich zu Gott zu bekehren, ihm allein zu gefallen und von dem Leibe des Todes erlöst zu werden, trotzdem aber auf dem Wege der Gottseligkeit und des Glaubens noch nicht so weit kommen können, wie sie wohl wollten, weil der barmherzige Gott ja verheißen hat, den glimmenden Docht nicht auszulöschen und das zerstoßene Rohr nicht zu zerbrechen. Für diejenigen aber, die – Gott und unseren Heiland Jesus Christus nicht achtend – sich den Sorgen der Welt und den Wollüsten des Fleisches völlig überlassen, ist diese Lehre mit Recht schrecklich, solange sie sich nicht ernstlich zu Gott bekehren.

Artikel 17

Da wir den Willen Gottes aus seinem Wort verstehen müssen, das bezeugt, daß die Kinder der Gläubigen heilig sind, zwar nicht von Natur, sondern kraft des Gnadenbundes, in den sie mit ihren Eltern mit einbegriffen sind, dürfen gottselige Eltern nicht zweifeln an der Erwählung und Seligkeit ihrer Kinder, die Gott in der Kindheit aus diesem Leben abruft (1.Mose 17,7; Apg. 2,39; 1.Kor. 7,14).

Artikel 18

Denen aber, die über diese Gnade der unverdienten Erwählung und die Strenge der gerechten Verwerfung murren, treten wir mit den Worten des Apostels entgegen: Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, daß du mit Gott rechten willst (Röm. 9,20)? Wir aber rufen, indem wir diese Geheimnisse ehrfurchtsvoll anbeten, mit dem Apostel aus: „O, welch eine Tiefe des Reichtums, beides der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, das ihm werde wiedervergolten? Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen“ (Röm. 11,33-36).

Die Verwerfung der Irrtümer, durch welche die niederländischen Kirchen eine Zeitlang beunruhigt wurden

Nach Darlegung der rechtgläubigen Lehre von der Erwählung und Verwerfung verwirft die Synode die Irrtümer derer:

1.

Die lehren: „Der Wille Gottes, diejenigen, die glauben und im Glauben und Gehorsam des Glaubens beharren würden, selig zu machen, sei der ganze und vollständige Ratschluss der Erwählung zur Seligkeit , und es sei nichts anderes über diesen Ratschluss im Worte Gottes geoffenbart.“ – Denn diese betrügen die Einfältigen und widersprechen eindeutig der Heiligen Schrift, die bezeugt, daß Gott nicht nur diejenigen, die glauben, selig machen will, sondern daß er auch bestimmte Menschen von Ewigkeit her erwählt hat, die er – vor anderen – in dieser Zeit mit dem Glauben an Christus und der Beharrlichkeit beschenken werde, wie geschrieben steht: Ich habe deinen Namen offenbart den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast (Joh. 17,6). Und: Es wurden gläubig, wie viel ihrer zum ewigen Leben verordnet waren (Apg. 13,48). Und: Er hat und in ihm erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten heilig sein usw. (Eph. 1,4).

2.

Die lehren: „Die Erwählung Gottes zum ewigen Leben sei vielerlei: die eine allgemein und unbestimmt, die andere eine besondere und bestimmte, und diese wiederum entweder unvollständig, widerruflich, nicht entscheidend und bedingt, oder vollständig, unwiderruflich, entscheidend und unbedingt.“ Ebenso: „Es gebe eine Erwählung zum Glauben und eine andere zur Seligkeit, so daß die Erwählung zum rechtfertigenden Glauben ohne die entscheidende Erwählung zur Seligkeit möglich sei.“ Denn dies ist eine Erdichtung des menschlichen Gehirns, ohne die Schrift ausgedacht, wodurch die Lehre von der Erwählung verdorben und diese goldene Kette unserer Seligkeit zerrissen wird: Welche er verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht (Röm. 8,30).

3.

Die lehren: „Gottes Wohlgefallen und Vorsatz, von denen die Schrift in der Lehre von der Erwählung redet, bestehe nicht darin, daß Gott bestimmte Menschen vor anderen auserwählt habe, sondern darin, daß Gott aus allen möglichen Bedingungen (unter denen auch die Gesetzeswerke sind) oder aus dem ganzen Zusammenhang aller Dinge die ihrer Art nach nicht versdienstliche Tat des Glaubens und dessen unvollkommenen Gehorsam zur Bedingung der Seligkeit auserwählt habe, den er aus Gnaden für einen vollkommenen Gehorsam halten und der Belohnung des ewigen Lebens für würdig erachten wolle.“ Denn durch diesen schändlichen Irrtum werden das Wohlgefallen Gottes und das Verdienst Christi ihrer Kraft beraubt und die Leute durch unnütze Fragen von der Wahrheit der gnädigen Rechtfertigung und der Einfachheit der Schrift abgebracht und jene Worte des Apostels der Unwahrheit geziehen: Gott hat uns berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt (2.Tim. 1,9).

4.

Die lehren: „Bei der Erwählung zum Glauben werde vorher als Bedingung gefordert, daß der Mensch das Licht der Natur recht gebrauche, fromm, gering, demütig und zum ewigen Leben geeignet sei, als ob davon die Erwählung irgendwie abhinge.“ Denn dies riecht nach der Gesinnung des Pelagius und widerstreitet der Lehre des Apostels, der da schreibt: Wir haben vormals unsern Wandel gehabt in den Lüsten unsers Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zornes von Natur, gleichwie auch die andern. Aber Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, samt Christus lebendig gemacht, denn aus Gnade seid ihr gerettet worden. Und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christus Jesus, auf daß er erzeigte in den kommenden Zeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf daß sich jemand rühme (Eph. 2,3-9).

5.

Die lehren: „Die unvollständige und nicht entscheidende Erwählung bestimmter Personen zur Seligkeit sei aus vorhergesehenem Glauben, vorhergesehener Bekehrung, Heiligkeit und Gottseligkeit geschehen, sei es, daß dies alles erst angefangen oder schon eine Zeitlang gewährt habe; die vollständige und entscheidende Erwählung aber aus der vorhergesehenen, bis zum Ende andauernden Beharrlichkeit im Glauben, in der Bekehrung, Heiligkeit und Gottseligkeit: und dies sei die Gnade und evangelische Würdigkeit, um derentwillen derjenige, der erwählt werde, würdiger sei als der, der nicht erwählt werde. So seien also der Glaube, der Gehorsam des Glaubens, die Heiligkeit, Gottseligkeit und Beharrlichkeit nicht Früchte der unveränderlichen Erwählung zur Herrlichkeit, sondern im Voraus verlangte und als vollbracht geltende Bedingungen, vorgesehen in denjenigen, die vollkommen erwählt werden sollen, und Ursachen, ohne die die unveränderliche Erwählung zur Herrlichkeit nicht geschieht.“ Dies widerstreitet der ganzen Schrift, die unseren Ohren und Herzen immer wieder diese und ähnliche Aussprüche einschärft: Die Erwählung ist nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnade des Berufers (Röm. 9,12). Und wurden gläubig, wie viel ihrer zum ewigen Leben verordnet waren (Apg. 13,48). Er hat uns erwählt in ihm, daß wir sollten heilig sein vor ihm (Eph. 1,4). Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt (Joh. 15,16). Ist’s aber aus Gnaden, so ist’s nicht aus Verdienst der Werke (Röm. 11,6). Darin steht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn (1.Joh. 4,10).

6.

Die lehren: „Nicht jede Erwählung zur Seligkeit sei unabänderlich, sondern einige Erwählte könnten, undanks irgendeines Beschlusses Gottes, verlorengehen, und gingen auch ewig verloren.“ Durch diesen groben Irrtum machen sie Gott veränderlich und zerstören den Trost der Gottseligen, den sie aus der Festigkeit sicherer Erwählung schöpfen. Sie widersprechen auch der Heiligen Schrift, die lehrt: Daß die Auserwählten nicht können verführt werden (Matth. 24,24); daß Christus diejenigen, die ihm vom Vater gegeben sind, nicht verliert (Joh. 6,39); und daß Gott diejenigen, die er verordnet, berufen und gerecht gemacht hat, auch herrlich gemacht hat (Röm. 8,30).

7.

Die lehren: „Es gebe in diesem Leben keine Frucht und kein Bewusstsein der unabänderlichen Erwählung zur Herrlichkeit, auch keine Gewissheit als die, die abhängig sei von einer veränderlichen und ungewissen Bedingung.“ Denn abgesehen davon, daß es widersinnig ist, eine ungewisse Gewissheit anzunehmen, so ist dies auch in Widerstreit mit der Erfahrung der Heiligen, die kraft des Gefühls ihrer Erwählung mit dem Apostel frohlocken und diese Wohltat Gottes rühmen (Eph. 1), die sich nach der Ermahnung Christi mit den Jüngern freuen, daß ihre Namen im Himmel geschrieben sind (Luk. 10,20), die auch das Gefühl ihrer Erwählung den feurigen Pfeilen der Versuchungen des Teufels entgegenstellen, indem sie fragen: Wer wird die Auserwählten beschuldigen (Röm. 8,33)?

8.

Die lehren: „Gott habe über niemanden, einzig kraft seines gerechten Willens, beschlossen, ihn in dem Fall Adams und in dem allgemeinen Stand der Sünde und der Verdammnis zu belassen, oder bei der Mitteilung der zum Glauben und zur Bekehrung notwendigen Gnade zu übergehen.“ Denn das steht fest: Er erbarmet sich, wessen er will und verstocket, welchen er will (Röm 9,18). Und: Euch ist es gegeben, daß ihr die Geheimnisse des Himmelreichs versteht; diesen aber ist es nicht gegeben (Matth. 13,11). Ebenso: Ich preise dich, Vater und Herr des Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja Vater; denn es ist also wohlgefällig gewesen vor dir (Matth. 11,25-26).

9.

Die lehren: „Die Ursache, weshalb Gott eher zu dem einen als dem anderen Volk das Evangelium sende, sei nicht einzig und allein das Wohlgefallen Gottes, sondern weil das eine Volk besser und würdiger als das andere sei, dem das Evangelium nicht mitgeteilt werde.“ Denn das verneint Moses, indem er das israelitische Volk also anredet: Siehe, der Himmel und aller Himmel und die Erde und alles, was darinnen ist, das ist des Herrn, deines Gottes. Und doch hat er nur deine Väter angenommen, daß er sie liebte, und hat ihre Nachkommen, nämlich euch, erwählt aus allen Völkern, so wie es heute ist (5.Mose 10,14-15). Und Christus: Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen, wie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan (Matth. 11,21).

Zweites Lehrstück: Vom Tode Christi und der Erlösung des Menschen durch ihn

Artikel 1

Gott ist nicht nur im höchsten Grade barmherzig, sondern auch im höchsten Grade gerecht. Und seine Gerechtigkeit (wie er sich in seinem Worte offenbart hat) fordert, daß unsere Sünden, die gegen seine unendliche Majestät begangen worden sind, nicht nur mit zeitlichen, sondern auch mit ewigen Strafen, beides an Leib und Seele, gestraft werden. Diesen Strafen können wir nicht entgehen, es sei denn, daß der Gerechtigkeit Gottes Genüge getan wird.

Artikel 2

Da wir aber nicht selbst Genüge tun und uns vom Zorn Gottes befreien können, hat Gott aus unendlicher Barmherzigkeit seinen eingeborenen Sohn zum Bürgen gegeben, der, um für uns Genugtuung zu leisten, für uns oder an unserer statt zur Sünde und zum Fluch am Kreuze geworden ist.

Artikel 3

Dieser Tod des Sohnes Gottes ist das einzige und vollkommene Opfer und die einzige und vollkommene Genugtuung für die Sünden, von unendlicher Kraft und unendlichem Wert, überreich genug zur Versöhnung der Sünden der ganzen Welt.

Artikel 4

Und dieser Tod ist deshalb von so großer Kraft und so großem Wert, weil die Person, die ihn erlitt, nicht nur ein wahrer und vollkommen heiliger Mensch ist, sondern auch der eingeborene Sohn Gottes, desselben ewigen und unendlichen Wesens mit dem Vater und dem Heiligen Geist, wie unser Seligmacher sein mußte; zudem sein Tod mit dem Gefühl des Zornes Gottes und des Fluches, den wir durch unsere Sünden verdient hatten, verbunden war.

Artikel 5

Ferner ist es die Verheißung des Evangeliums, daß jeder, der an den gekreuzigten Christus glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe. Diese Verheißung muß allen Völkern und Menschen, denen Gott nach seinem Wohlgefallen das Evangelium sendet, ohne Unterschied – mit der Aufforderung zur Buße und zum Glauben – verkündigt und unterbreitet werden.

Artikel 6

Daß aber viele, obwohl durch das Evangelium berufen, sich weder bekehren noch an Christus glauben, sondern im Unglauben zugrunde gehen, geschieht nicht, weil an dem Opfer Christi am Kreuz etwas gebräche oder es nicht ausreichte, sondern durch ihre eigene Schuld.

Artikel 7

So viele aber wahrhaft glauben und durch den Tod Christi von den Sünden und vom Verderben erlöst und errettet werden, die empfangen diese Wohltat allein aus Gottes Gnade, ihnen von Ewigkeit her in Christus gegeben; eine Gnade, die er niemandem schuldig ist.

Artikel 8

Denn dies war der völlig freie Rat, der gnädige Wille und das Vornehmen Gottes, des Vaters, daß die lebendig und seligmachende Kraft des kostbaren Todes seines Sohnes sich auf alle Auserwählten erstrecke, um diese allein mit dem rechtfertigenden Glauben zu beschenken und durch denselben unfehlbar zur Seligkeit zu führen. Das heißt: Gott wollte, daß Christus durch das Blut seines Kreuzes (mit dem er den neuen Bund besiegelt hat) aus allen Völkern, Stämmen, Geschlechtern und Zungen alle diejenigen, und nur die, die von Ewigkeit her zur Seligkeit erwählt und ihm vom Vater gegeben sind, kräftig erlöse, mit dem Glauben, den er ihnen, wie andere seligmachende Gaben des Heiligen Geistes, durch seinen Tod erwarb, beschenke und sie von allen Sünden, sowohl den angeborenen als auch wirklichen Sünden, seien sie nach oder vor dem Glauben begangen, durch sein Blut reinige, sie bis zum Ende treu bewahre und zuletzt ohne Flecken und Runzel herrlich vor sich stelle.

Artikel 9

Dieser Ratschluss, der aus der ewigen Liebe Gottes zu den Auserwählten hervorgeht, ist von Anbeginn der Welt bis auf die heutige Zeit (die Pforten der Hölle widersetzen sich ihm vergeblich) in kraftvoller Weise erfüllt worden, und er wird auch weiterhin so erfüllt werden daß die Erwählten zu seiner Zeit zu einem Leibe versammelt werden, und daß es immer eine Kirche der Gläubigen geben wird, auf Christi Blut gegründet, die ihn, ihren Heiland, der für sie, wie ein Bräutigam für seine Braut, sein Leben am Kreuz dahingegeben hat, beständig liebt, ihm immerfort dient und ihn hier und in alle Ewigkeit preist.

Verwerfung der Irrtümer

Nach Darlegung der rechtgläubigen Lehre von der Erwählung und Verwerfung verwirft die Synode die Irrtümer derer:

1.

Die lehren: „Gott der Vater habe seinen Sohn zum Tode des Kreuzes verordnet ohne einen gewissen und bestimmten Ratschluss, irgendjemanden sicherlich selig zu machen, so daß die Notwendigkeit, der Nutzen und der Wert dessen, was Christus durch seinen Tod erworben hat, auch hätten bestehen und in jeder Beziehung vollendet, vollkommen und unversehrt bleiben können, wenn die erworbene Erlösung keinem einzigen Menschen je in Wirklichkeit zuteil worden wäre.“ Denn diese Lehre verschmäht die Weisheit des Vaters und die Verdienste Jesu Christi und widerstreitet der Heiligen Schrift. Denn so spricht unser Heiland: Ich lasse mein Leben für die Schafe, und ich kenne sie (Joh. 10,15.27). Und der Prophet Jesaja sagt von dem Heiland: Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des Herrn Plan wird durch seine Hand fortgehen (Jes. 53,10). Schließlich stößt sie den Glaubensartikel um, nach dem wir glauben: eine allgemeine christliche Kirche.

2.

Die lehren: „Der Zweck des Todes Christi sei nicht gewesen, tatsächlich den neuen Bund der Gnade mit seinem Blut zu besiegeln, sondern nur, daß er dem Vater das Recht erwürbe, mit den Menschen wieder einen Bund nach seinem Belieben, sei es der Gnade oder der Werke, eingehen zu können.“ Denn dies widerstreitet der Schrift, die lehrt, daß Christus Bürge und Mittler eines besseren, das heißt des neuen Bundes geworden ist, und daß ein Testament erst in Kraft tritt mit dem Tod (Hebr. 7,22 und 9,15.17).

3.

Die lehren: „Christus habe durch seine Genugtuung für niemanden gewiss die Seligkeit selbst und den Glauben, durch den diese Genugtuung Christi zur Seligkeit wirksam zugeeignet wird, verdient, sondern bloß dem Vater die Macht oder den völligen Willen erworben, aufs Neue mit den Menschen zu handeln und ihnen neue Bedingungen nach seinem Belieben vorzuschreiben, deren Vollbringung vom freien Willen des Menschen abhinge, und es deshalb hätte geschehen können, daß entweder keiner oder alle sie erfüllten.“ Denn diese denken allzu verächtlich über den Tod Christi, erkennen keineswegs die vornehmste Frucht oder Wohltat, die durch ihn erworben wurde, an und bringen die Pelagianische Irrlehre wieder aus der Hölle hervor. 4.

Die lehren: „Der neue Bund der Gnade, den Gott der Vater durch Vermittlung des Todes Christi mit den Menschen schloss, bestehe nicht darin, daß wir durch den Glauben, soweit er das Verdienst Christi annimmt, vor Gott gerecht und selig werden, sondern darin, daß Gott die Forderung des völligen Gehorsams gegen das Gesetz abgeschafft habe und den Glauben selbst und den – obschon noch unvollkommenen – Gehorsam des Glaubens für den vollkommenen Gehorsam gegen das Gesetz – halte und aus Gnaden der Belohnung des ewigen Lebens für würdig erachte.“ Denn diese widersprechen der Schrift: Sie werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt in seinem Blut als Sühneopfer (Röm. 3,24.25); und sie bringen eine neue und fremdartige Rechtfertigung des Menschen vor Gott hervor gegen die klare Übereinstimmung der ganzen Kirche.

5.

Die lehren: „Alle Menschen seien in den Stand der Versöhnung und die Gnade des Bundes aufgenommen, so daß niemand wegen der Erbsünde der Verdammnis schuldig sei oder verdammt werde, sondern alle seien von der Schuld dieser Sünde frei.“ Denn diese Meinung widerstreitet der Schrift, die sagt, daß wir von Natur Kinder des Zorns sind (Eph. 2,3).

6.

Die den Unterschied zwischen Erwerbung und Zueignung dazu gebrauchen, den Unvorsichtigen und Unerfahrenen die Meinung einzuflößen: „Gott wolle, soviel an ihm liege, allen Menschen gleichmäßig die Wohltaten, die durch den Tod Christi erlangt werden, zuteilen. Daß aber einige der Vergebung der Sünden und des ewigen Lebens teilhaftig werden, andere nicht, dieser Unterschied sei von ihrem freien Willen abhängig, der sich selbst bei der ohne Unter schied angebotenen Gnade fügt, nicht aber von der besonderen Gabe der Barmherzigkeit, die kräftig in ihnen wirkt, damit sie sich vor anderen diese zueigneten.“ Denn diese, die so tun, als ob sie diesen Unterschied in guter Absicht vortrügen, trachten danach, dem Volk das verderbliche Gift des Pelagianismus einzuflößen. 7.

Die lehren: „Christus habe für die, die Gott aufs höchste liebt und zum ewigen Leben erwählt hat, nicht sterben können oder brauchen, und er sei auch nicht gestorben, weil solche den Tod Christi nicht nötig hätten.“ – Denn sie widersprechen dem Apostel, der sagt: Christus hat mich geliebt und sich selbst für mich dar gegeben (Gal. 2,20). Ebenso: Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist (Röm. 8,33.34), nämlich für sie; und sie widersprechen dem Heiland, der sagt: Ich lasse mein Leben für die Schafe (Joh. 10,15), und: Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebet, gleichwie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässt für seine Freunde (Joh. 15,12.13).

Drittes und viertes Lehrstück: Von der Verderbnis des Menschen, seiner Bekehrung zu Gott und der Art und Weise derselben

Artikel 1

Der Mensch ist von Anbeginn nach dem Bilde Gottes geschaffen, in seinem Verstande mit einer wahren und seligen Erkenntnis seines Schöpfers und anderer geistlicher Dinge geschmückt, in seinem Willen und Herzen mit Gerechtigkeit, in all seinen Neigungen mit Reinheit, und war demgemäß ganz heilig. Aber auf Anstiftung des Teufels und nach seinem freien Willen sich von Gott abwendend beraubte er sich selbst dieser vortrefflichen Gaben und holte dagegen an deren Stelle Blindheit, fürchterliche Finsternis, Eitelkeit und Verkehrtheit des Urteils in seinem Verstande, Bosheit, Widersetzlichkeit und Verhärtung in seinem Willen wie auch Unreinheit in all seinen Neigungen über sich.

Artikel 2

Wie der Mensch nun nach dem Fall beschaffen war, solche Kinder zeugte er auch, nämlich als ein Verderbter verderbte, also, daß die Verderbnis nach Gottes gerechtem Urteil von Adam auf alle seine Nachkommen (Christus allein ausgenommen) gekommen ist, und dies nicht durch Nachahmung, wie einst die Pelagianer behaupteten, sondern durch Fortpflanzung der verderbten Natur.

Artikel 3

So werden denn alle Menschen in Sünden empfangen und als Kinder des Zorns geboren, untüchtig zu allem seligmachenden Guten, geneigt zum Bösen, tot in Sünden und als Sklaven der Sünde. Sie wollen und können weder zu Gott zurückkehren noch ihre verderbte Natur bessern oder sich zu deren Besserung bereitfinden ohne die Gnade des wiedergebärenden Heiligen Geistes.

Artikel 4

Zwar ist nach dem Fall im Menschen noch ein gewisses Licht der Natur übriggeblieben, wodurch er einige Kenntnis von Gott, von den natürlichen Dingen, von dem Unterschied zwischen dem, was sich geziemt und nicht geziemt, behält und auch der Tugend und äußeren Zucht noch eine gewisse Beachtung schenkt. Jedoch ist es so weit davon entfernt, daß der Mensch durch dies Licht der Natur zu der seligmachenden Erkenntnis Gottes kommen könnte und sich zu ihm bekehren, daß er selbst in natürlichen und bürgerlichen Dingen von diesem Licht keinen rechten Gebrauch macht, es vielmehr, von welcher Art es auch sei, auf verschiedene Weise völlig besudelt und in Ungerechtigkeit niederhält. Und weil er dies tut, wird ihm jede Entschuldigung vor Gott genommen. Artikel 5

Wie mit dem Licht der Natur, so verhält es sich auch mit dem Gesetz der zehn Gebote, das Gott durch Mose besonders den Juden gab. Denn weil dies zwar die Größe der Sünde auf deckt und den Menschen mehr und mehr von seiner Schuld überzeugt, aber das Heilmittel dagegen nicht anweist, noch irgendwelche Kräfte verleiht, aus diesem Elend herauszukommen, und weil es also, durch das Fleisch kraftlos geworden, den Übertreter unter dem Fluch lässt, kann der Mensch dadurch die seligmachende Gnade nicht erlangen.

Artikel 6

Was daher weder das Licht der Natur noch das Gesetz vermag, das tut Gott durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch das Wort oder das Amt der Versöhnung, nämlich das Evangelium des Messias, durch das es Gott gefiel, die gläubigen Menschen sowohl im Alten als auch im Neuen Testament selig zu machen.

Artikel 7

Dies Geheimnis seines Willens hat Gott im Alten Testament wenigen bekannt gemacht, im Neuen Testament dagegen (nachdem der Unterschied der Völker nun aufgehoben ist) hat er es mehreren offenbart. Die Ursache dieser verschiedenen Erteilung ist nicht in der Würdigkeit des einen Volkes vor dem andern zu suchen oder darin, daß ein Volk das Licht der Natur besser gebraucht als ein anderes, sondern in dem völlig freien Wohlgefallen und der unverdienten Liebe Gottes. Darum müssen auch diejenigen, denen ohne, ja gegen alles Verdienst eine so große Gnade zuteilwird, diese mit demütigem und dankbarem Herzen anerkennen, bei den andern aber, denen diese Gnade nicht zuteilwird, müssen sie die Strenge und Gerechtigkeit der Gerichte Gottes mit dem Apostel anbeten und die keineswegs neugierig erforschen.

Artikel 8

So viele aber durch das Evangelium berufen werden, die werden ernstlich berufen. Denn ernstlich und wahrhaftig zeigt Gott in seinem Wort, was ihm angenehm ist, nämlich, daß die Berufenen zu ihm kommen. Ernsthaft verspricht er auch allen, die zu ihm kommen und glauben, Ruhe der Seelen und ewiges Leben.

Artikel 9

Daran, daß viele, obwohl durch das Evangelium berufen, nicht kommen und nicht bekehrt werden, ist weder das Evangelium schuld noch Christus, der uns im Evangelium angeboten wird, noch Gott, der durch das Evangelium beruft und selbst denen, die er beruft, verschiedene Gaben mitteilt, sondern diejenigen, die berufen werden, von denen aber einige Sorglose das Wort des Lebens nicht annehmen; andere nehmen es zwar an, aber nicht im Innern ihres Herzens, und darum weichen sie – nach kurzer Freude – von dem zeitlichen Glauben wieder zurück; andere ersticken den Samen des Wortes mit den Dornen der Sorgen und Lüste der Welt und bringen keine Frucht, wie es unser Heiland in dem Gleichnis vom Sämann lehrt (Matth. 13).

Artikel 10

Daß aber andere, durch den Dienst des Evangeliums berufen, kommen und bekehrt werden, ist nicht dem Menschen zuzuschreiben, als ob er sich durch seinen freien Willen von anderen unterscheide, die mit ebenso großer und hinreichender Gnade zum Glauben versehen sind (was die hoffärtige Ketzerei des Pelagius behauptet), sondern es ist Gott zuzuschreiben, der, wie er die Seinen von Ewigkeit her in Christus erwählt hat, sie auch in der Zeit kräftig beruft, mit dem Glauben und der Bekehrung beschenkt, aus der Macht der Finsternis erlöst und in das Reich seines Sohnes führt, damit sie verkündigten die Wohltaten des, der sie berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht, und damit sie sich nicht ihrer selbst, sondern des Herrn rühmten, wie es die apostolischen Schriften durchgehend bezeugen.

Artikel 11

Ferner, wenn Gott den Auserwählten sein Wohlgefallen erzeigt und die wahre Bekehrung in ihnen wirkt, lässt er sie nicht nur das Evangelium äußerlich predigen und erleuchtet kräftig ihren Verstand durch den Heiligen Geist, damit sie die Dinge, die des Geistes Gottes sind, recht verstehen und unterscheiden, sondern er dringt auch mit der kräftigen Wirkung desselben wiedergebärenden Geistes bis ins Innerste des Menschen ein. Er öffnet das Herz, das geschlossen ist; er erweicht, was verhärtet ist; er beschneidet, was unbeschnitten ist. Dem Willen gibt er eine neue Beschaffenheit und bewirkt, daß dieser Wille, der tot war, lebendig wird; der böse war, gut wird; der nicht wollte, jetzt wirklich will; der widerspenstig war, gehorsam wird. Es setzt den Willen in Bewegung und stärkt ihn also, daß er wie eine gute Frucht gute Werke hervorbringen kann.

Artikel 12

Dies ist nun die Wiedergeburt, die Erneuerung, neue Schöpfung, Auferweckung von den Toten und die Lebendigmachung, wovon so herrlich in den Schriften gesprochen wird, die Gott ohne uns in uns wirkt. Sie wird nicht allein durch das Mittel der äußeren Predigt in uns zustande gebracht, auch nicht durch Anraten oder eine Wirkung von der Art, daß – wenn Gott sein Werk vollbracht hat – es dann noch in der Gewalt des Menschen stände, wiedergeboren zu werden oder nicht wiedergeboren zu werden, bekehrt zu werden oder nicht bekehrt zu werden. Es ist im Gegenteil eine völlig übernatürliche, sehr kräftige und zugleich sehr liebliche, wunderbare, verborgene und unaussprechliche Wirkung, nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift (die von dem Urheber dieser Wirkung eingegeben ist) weder kleiner noch geringer an Kraft als die Schöpfung oder Auferweckung der Toten, so daß alle diejenigen, in deren Herzen Gott in dieser wunderbaren Weise wirkt, gewiss, unfehlbar und kräftig wiedergeboren werden und wirklich glauben. Und dann wird der nun erneuerte Wille nicht nur von Gott getrieben und bewegt, sondern – von Gott in Bewegung gesetzt – handelt er auch selbst. Darum kann man auch mit Recht sagen, daß der Mensch durch die Gnade, die er empfangen hat, glaubt und sich bekehrt.

Artikel 13

Die Art und Weise dieser Wirkung können die Gläubigen in diesem Leben nicht völlig begreifen; unterdes finden sie Ruhe darin, daß sie wissen und fühlen, durch diese Gnade Gottes von Herzen zu glauben und ihren Heiland zu lieben.

Artikel 14

So ist denn der Glaube eine Gabe Gottes, nicht weil er dem freien Willen des Menschen von Gott angeboten wird, sondern weil er dem Menschen wirklich geschenkt, eingegeben und eingeflößt wird; auch nicht deshalb, weil Gott nur die Fähigkeit zum Glauben erteilte und danach die Zustimmung oder das wirkliche Glauben von dem freien Willen des Menschen erwartete, sondern weil er, der das Wollen und das Vollbringen, ja, alles in allen, wirkt, in dem Menschen beides zustande bringt, den Willen, um zu glauben, und den Glauben selbst.

Artikel 15

Diese Gnade ist Gott niemandem schuldig; denn was sollte er schuldig sein dem, der ihm nichts zuvor geben kann, das ihm wiedervergolten würde? Ja, was sollte Gott dem schuldig sein, der von sich selbst nichts als Sünde und Lüge hat? Wer daher diese Gnade empfängt, schuldet Gott dafür ewigen Dank und dankt ihm auch dafür. Wer diese Gnade nicht empfängt, achtet auch diese geistlichen Dinge überhaupt nicht und ist selbstgefällig, oder er rühmt sich – sorglos und eitel – zu besitzen, was er nicht besitzt. Von denen aber, die ihren Glauben äußerlich bekennen und ihr Leben bessern, muß man nach dem Vorbild der Apostel das beste annehmen und sagen: denn das Innere des Herzens ist uns unbekannt. Was die anderen anbelangt, die noch nicht berufen sind, so muß man für sie zu Gott beten, der das, was nicht ist, ruft, daß es sei, und wir dürfen uns keineswegs stolz über sie erheben, als ob wir uns selbst ausgesondert hätten.

Artikel 16

Doch wie der Mensch durch den Fall nicht aufgehört hat ein Mensch zu sein, mit Verstand und Willen begabt, und wie die Sünde, die das ganze menschliche Geschlecht durchdrang, die Natur des Menschen nicht aufgehoben, sondern verdorben und geistlich getötet hat, so wirkt auch diese göttliche Gnade der Wiedergeburt in den Menschen nicht wie in Stöcken und Blöcken (als ob sie tote Dinge wären), sie vernichtet den Willen und seine Eigenschaften nicht und zwingt sie nicht mit Gewalt gegen ihren Willen, sondern sie macht sie geistlich lebendig, heilt, bessert und beugt sie auf eine zugleich liebliche und kraftvolle Weise, so daß da, wo früher Widersetzlichkeit und der Widerstand ganz und gar überwogen, jetzt ein williger und aufrichtiger Gehorsam des Geistes beginnt, die Oberhand zu gewinnen, worin die wahre und geistliche Wiederherstellung und Freiheit unseres Willens liegen. Und wenn der wunderbare Werkmeister alles Guten nicht auf diese Weise mit uns handelt, würde der Mensch keinerlei Hoffnung haben, sich aus dem Fall durch seinen freien Willen, durch den er sich selbst, als er noch stand, ins Verderben stürzte, wieder erheben zu können.

Artikel 17

Wie auch die allmächtige Wirkung Gottes, durch die er unser natürliches Leben hervorbringt und erhält, den Gebrauch der Mittel, durch die Gott nach seiner unendlichen Weisheit und Güte seine Kraft ausüben wollte, nicht ausschließt, sondern erfordert, so schließt auch die genannte übernatürliche Wirkung Gottes, durch die er uns neu gebiert, keineswegs den Gebrauch des Evangeliums, das der weise Gott zu einem Samen der Wiedergeburt und einer Speise der Seele verordnet hat, aus oder stößt ihn um. Darum also, wie die Apostel und Lehrer, die ihnen nachgefolgt sind, das Volk auf gottselige Weise zu seiner Ehre und zur Unterdrückung alles menschlichen Hochmuts über diese Gnade Gottes unterrichtet und dabei nicht nachgelassen haben, es durch heilige Ermahnungen des Evangeliums unter der Bedienung des Wortes und der Sakramente und der Ausübung der kirchlichen Zucht zu halten, so muß es auch jetzt weit davon entfernt sein, daß diejenigen, die andere in der Gemeinde unterrichten oder unterrichtet werden, Gott damit zu versuchen wagten, daß sie trennten, was nach Gottes Wohlgefallen zusammen bleiben sollte. Denn durch die Ermahnungen wird die Gnade mitgeteilt, und je williger wir unser Amt ausüben, desto ehrlicher offenbart sich auch die Wohltat Gottes, der in uns wirkt, und sein Werk geht dann am besten weiter. Ihm allein gebührt so17 wohl für die Mittel als auch für deren seligmachende Frucht und Kraft alle Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Verwerfung der Irrtümer

Nach Darlegung der rechtgläubigen Lehre verwirft die Synode die Irrtümer derer:

1.

Die lehren: „Eigentlich könne man nicht sagen, daß die Erbsünde an sich hinreiche, um das ganze menschliche Geschlecht zu verdammen oder um zeitliche und ewige Strafen zu verdienen.“ Denn diese widersprechen dem Apostel, der sagt: Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben (Röm. 5,12). Und: Das Urteil hat aus des einen Sünde geführt zur Verdammnis (Röm. 5,16). Und: Der Tod ist der Sünde Sold (Röm. 6,23).

2.

Die lehren: „Die geistlichen Gaben oder die guten Eigenschaften und Tugenden, wie: Güte, Heiligkeit Gerechtigkeit, hätten in dem Willen des Menschen, als er zuerst geschaffen wurde, nicht sein und deshalb auch bei seinem Fall nicht getrennt werden können.“ Denn dies widerspricht der Beschreibung des Bildes Gottes, die der Apostel in Eph. 4,24 gibt, wo er bezeugt, daß es besteht in Gerechtigkeit und Heiligkeit die beide zweifellos ihren Sitz in dem Willen haben.

3.

Die lehren: „In dem geistlichen Tod seien die geistlichen Gaben nicht von des Menschen Willen getrennt, da der Wille an sich niemals verdorben gewesen sei, sondern nur durch die Finsternis des Verstandes und die Unordnung der Neigungen behindert und, wenn diese Hindernisse behoben seien, könne der Wille seine freie, angeborene Kraft ins Werk setzen, das heißt, er könne allerlei Gutes, das ihm begegnet, aus sich selbst wollen und erwählen oder nicht wollen und nicht erwählen.“ Dies ist eine Neuerung und ein Irrtum zu dem Zweck, die Kräfte des freien Willens zu erheben, und es ist gegen den Ausspruch des Propheten: Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding (Jer. 17,9) und des Apostels: Unter ihnen (Kindern des Unglaubens) auch wir alle vormals unseren Wandel gehabt haben in den Lüsten unseres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne“ (Eph.2,3).

4.

Die lehren: „Der nicht wiedergeborene Mensch sei nicht eigentlich und nicht ganz tot in der Sünde oder aller Kräfte zum geistlich Guten bar, sondern er könne noch hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit und dem Leben und ein Opfer eines zerschlagenen und gebrochenen Geistes, das Gott angenehm ist, darbringen.“ Denn dies widerstreitet den klaren Zeugnissen der Schrift: Ihr wart tot in euren Übertretungen und Sünden (Eph. 2,1.5). Und: Alles Dichten und Trachten ihres Herzens ist nur böse immerdar (1.Mose 6,5 und 8,21). Außerdem: Hungern und Dürsten nach der Erlösung aus dem Elend und nach dem Leben und Gott das Opfer eines gebrochenen Geistes darbringen, gilt nur von den Wiedergeborenen und denen, die selig genannt werden (Psalm 51,10 und Matth. 5,6).

5.

Die lehren: „Der verderbte und natürliche Mensch könne die allgemeine Gnade (man meint damit das Licht der Natur) oder die Gaben, die ihm nach dem Fall noch geblieben sind, so recht gebrauchen, daß er durch diesen guten Gebrauch eine größere, nämlich die evangelische oder seligmachende Gnade und die Seligkeit selbst allmählich und stufenweise erlangen könnte. Und in dieser Weise zeige sich Gott seinerseits bereit, Christus allen Menschen zu offenbaren, da er allen die zur Bekehrung nötigen Mittel genügend und kräftig zukommen lässt.“ Denn neben der Erfahrung aller Zeiten bezeugt auch die Schrift, daß dies unwahrhaftig ist: Er verkündigt Jakob sein Wort, Israel seine Gebote und sein Recht. So hat er an keinem Volk getan; sein Recht kennen sie nicht (Ps. 147,19.20). Gott hat in den vergangenen Zeiten alle Heiden gehen lassen ihre eigenen Wege (Apg. 14,16). Und: Ihnen (nämlich Paulus und seinen Begleitern) ward gewehrt vom Heiligen Geist zu reden das Wort in der Landschaft Asien. Als sie aber kamen bis nach Mysien, versuchten sie nach Bithynien zu reisen; und der Geist ließ es ihnen nicht zu (Apg. 16,6.7).

6.

Die lehren: „In der wahren Bekehrung des Menschen könnten dem Willen keine neuen Eigenschaften, Kräfte oder Gaben von Gott eingeflößt werden, und deshalb sei der Glaube, durch den wir zuerst bekehrt werden und nach dem wir ‚Gläubige’ genannt werden, nicht eine von Gott eingeflößte Eigenschaft oder Gabe, sondern nur eine Tat des Menschen; eine Gabe könne er nur genannt werden im Hinblick auf das Vermögen, zum Glauben zu kommen.“ Denn damit widersprechen sie der Heiligen Schrift, die bezeugt, daß Gott neue Eigenschaften des Glaubens, des Gehorsams und des Bewusstseins seiner Liebe in unsere Herzen ausgießt: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben (Jer. 31,33). Und: Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre; ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen (Jes. 44,3). Und: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist (Röm. 5,5). Es widerstreitet auch dem beharrlichen Brauch der Kirche, die bei dem Propheten also bittet: Bekehre du mich, so will ich mich bekehren (Jer. 31,18). 7.

Die lehren: „Die Gnade, durch die wir zu Gott bekehrt würden, sei nichts anderes als ein sanftes Anraten oder (wie andere dies erklären) die vornehmste Art, in der Bekehrung des Menschen zu wirken, und die sich am besten mit des Menschen Natur vertrage, sei die, die durch Anraten geschehe, und es gäbe nicht, weshalb diese anratende Gnade nicht genügen sollte, den natürlichen Menschen geistlich zu machen. Ja, Gott bringe auf keine andere Weise als durch dieses Anraten die Zustimmung des Willens hervor, und die Kraft der göttlichen Wirkung, wodurch sie die Wirkung des Satans übertreffe, liege hierin, daß Gott ewige, der Satan aber zeitliche Güter verspreche.“ Denn dies ist völlig pelagianisch und zu der ganzen Schrift im Widerspruch, die außer dieser noch eine andere, viel kräftigere und göttlichere Art der Wirkung des Heiligen Geistes in der Bekehrung des Menschen bekennt, wie bei Hesekiel: Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben (Hes. 36,26).

8.

Die lehren: „Gott wende in der Wiedergeburt des Menschen solche Kräfte seines Allvermögens nicht an, durch die er dessen Willen kräftig und unfehlbar zum Glauben und zur Bekehrung hinwende, sondern, nachdem die Gnade, die Gott gebraucht, um den Menschen zu bekehren, alle ihre Wirkungen vollbracht habe, könne der Mensch trotzdem Gott und dem Heiligen Geist, wenn er seine Wiedergeburt vorhat und ihn wiedergebären will, dermaßen widerstehen – und widerstehe auch in der Tat oft -, daß er seine Wiedergeburt selbst ganz und gar verhindere. Es bleibe also in seiner eigenen Gewalt, wiedergeboren zu werden oder nicht.“ Denn dies bedeutet nichts anderes, als alle Kraft der Gnade Gottes in unserer Bekehrung aufzuheben und die Wirkung des allmächtigen Gottes dem menschlichen Willen zu unterwerfen, und dies widerstreitet den Aposteln, die lehren: daß wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde (Eph. 1,19). Und: daß Gott vollende rechten Willen zur Güte und die Tat des Glaubens in Kraft (2. Thess. 1,11). Und: daß seine göttliche Kraft uns alles, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, schenkt (2. Petri 1,3).

9.

Die lehren: „Die Gnade und der freie Wille seien Teilursachen, die beide zusammen den Anfang der Bekehrung wirkten und die Wirkung der Gnade in der Reihenfolge nicht vor der Wirkung des Willens komme, das heißt, Gott helfe dem Willen des Menschen nicht eher kräftig zur Bekehrung, als der Wille des Menschen sich selbst in Bewegung setzt und dazu bestimmt. Denn die alte Kirche hat diese Lehre schon seit langem in den Pelagianern auf Grund der Worte des Apostels verurteilt: So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen (Röm. 9,16). Ebenso: Wer gibt dir einen Vorzug? Was hast du, das du nicht empfangen hast (1. Kor. 4,7)? Und: Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen zu seinem Wohlgefallen (Phil. 2, 13).

Fünftes Lehrstück: Von der Beharrung der Heiligen

Artikel 1

Diejenigen, die Gott nach seinem Vorsatz zu der Gemeinschaft seines Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi, beruft und durch den Heiligen Geist wiedergebärt, erlöst er zwar von der Herrschaft und der Sklaverei der Sünde, aber er erlöst sie in diesem Leben nicht ganz und gar von dem Fleisch und dem Leib der Sünde.

Artikel 2

Daraus sprießen die täglichen Sünden der Schwachheit, und auch den besten Werken der Heiligen kleben Gebrechen an. Dies veranlasst sie fortwährend, sich vor Gott zu demütigen, ihre Zuflucht zu dem gekreuzigten Christus zu nehmen, das Fleisch je länger je mehr durch den Geist des Gebets und heilige Übungen der Gottesfurcht zu töten und nach dem Endziel der Vollkommenheit zu seufzen, bis sie, von diesem Leibe des Todes befreit, mit dem Lamm Gottes im Himmel regieren werden.

Artikel 3

Wegen dieser Überbleibsel der Sünde, die in uns wohnen, und auch der Anfechtungen der Welt und des Satans könnten die Bekehrten in dieser Gnade nicht beharren, wenn sie ihren eigenen Kräften überlassen blieben. Aber Gott ist treu, der sie in der einmal geschenkten Gnade barmherzig befestigt und bis zum Ende machtvoll bewahrt. Artikel 4

Obwohl nun diese Macht Gottes, durch die er die wahren Gläubigen in der Gnade befestigt und bewahrt, größer ist, als daß sie vom Fleische überwunden werden könnte, werden die Bekehrten doch nicht immer so von Gott geleitet und bewogen, daß sie nicht in gewissen einzelnen Handlungen durch ihre eigene Schuld von der Führung der Gnade abweichen könnten und von den Begierden des Fleisches verführt werden und ihnen gehorchen. Darum müssen sie beständig wachen und beten, daß sie nicht in Versuchungen geführt werden. Tun sie dies nicht, so können sie nicht nur durch das Fleisch, die Welt und den Teufel zu schweren und abscheulichen Sünden verführt werden, sondern sie werden auch tatsächlich manchmal – durch die gerechte Zulassung Gottes – dazu verführt, wie der traurige Fall von David, Petrus und anderen Heiligen, wovon uns die Schrift berichtet, beweist.

Artikel 5

Mit solchen groben Sünden erzürnen sie Gott sehr, fallen in Todesschuld, betrüben den Heiligen Geist, brechen für eine Zeit die Übung des Glaubens ab, verwunden ihr Gewissen schwer und verlieren bisweilen für eine Zeit das Bewusstsein der Gnade, bis ihnen, wenn sie durch ernsthafte Bußfertigkeit auf den Weg zurückkehren, das väterliche Antlitz Gottes aufs neue erscheint.

Artikel 6

Denn Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, nimmt nach dem unabänderlichen Vorsatz der Erwählung auch selbst bei traurigen Sündenfällen den Heiligen Geist nicht ganz von den Seinen und lässt sie nicht so weit verfallen, daß sie aus der Gnade der Annahme (zu Kindern) und dem Stand der Rechtfertigung fallen, oder daß sie zum Tode oder wider den Heiligen Geist sündigen und sich – ganz von ihm verlassen – in das ewige Verderben stürzen.

Artikel 7

Denn zuerst bewahrt er bei solchen Sündenfällen in ihnen seinen unvergänglichen Samen, aus dem sie wiedergeboren sind, daß er nicht vergehe oder hinausgeworfen werde. Zum andern erneuert er sie gewiss und kräftig durch sein Wort und seinen Geist zur Bekehrung, auf daß sie über die begangenen Sünden von Herzen und nach Gottes Sinn betrübt sind, mit einem zerschlagenen Herzen, durch den Glauben, in dem Blut des Mittlers Vergebung begehren und erlangen, die Gnade Gottes, die jetzt mit ihnen versöhnt ist, aufs neue fühlen, sein Erbarmen und seine Treue anbeten und künftig ihre Seligkeit mit Furcht und Zittern desto eifriger schaffen.

Artikel 8

So wird ihnen denn, nicht durch ihr Verdienst oder ihre Kraft, sondern aus Gottes gnädiger Barmherzigkeit, dies zuteil, daß sie weder ganz aus dem Glauben und der Gnade fallen noch bis ans Ende in dem Fall liegen bleiben oder verloren gehen. Dies könnte, soweit es von ihnen abhängt, nicht nur leicht geschehen, sondern würde auch ohne Zweifel geschehen. Doch in Hinsicht auf Gott kann es überhaupt nicht geschehen, weil weder sein Rat geändert noch seine Verheißung gebrochen, weder die Berufung nach seinem Vorsatz widerrufen noch die Verdienste, Fürbitte und Bewahrung Christi unwirksam gemacht, noch auch die Versiegelung des Heiligen Geistes vereitelt oder vernichtet werden kann.

Artikel 9

Dieser Bewahrung der Auserwählten zur Seligkeit und der Beharrung der wahren Gläubigen im Glauben können die Gläubigen selbst gewiss sein, und sie sind es auch nach dem Maß des Glaubens, durch den sie gewiss glauben, daß sie wahre und lebendige Glieder der Kirche sind und ewig bleiben werden, daß sie Vergebung der Sünden und das ewige Leben haben. Artikel 10

Demnach kommt diese Gewissheit nicht aus irgend einer besonderen Offenbarung, ohne das Wort Gottes oder außer ihm ergangen, sondern aus dem Glauben an die Verheißungen Gottes, die er in seinem Wort so reichlich zu unserem Trost offenbart hat, aus dem Zeugnis des Heiligen Geistes, der unserem Geist Zeugnis gibt, daß wir Gottes Kinder und Erben sind (Röm. 8,16.17), und schließlich aus dem ernsten und heiligen Streben nach einem guten Gewissen und guten Werken. Und wenn die Auserwählten Gottes diesen festen Trost, daß sie den Sieg behalten werden, wie auch dies untrügliche Unterpfand der ewigen Herrlichkeit in dieser Welt nicht hätten, wären sie die elendesten unter allen Menschen.

Artikel 11

Indessen bezeugt die Schrift, daß die Gläubigen in diesem Leben gegen verschiedene Zweifel des Fleisches kämpfen und, schweren Anfechtungen ausgesetzt, diese völlige Zuversicht des Glaubens und Gewissheit der Beharrung nicht immer empfinden. Aber Gott, der Vater alles Trostes, lässt sie nicht über ihr Vermögen versuchen, sondern er gibt mit der Versuchung auch die Errettung (1.Kor. 10, 13) und erweckt in ihnen wieder durch den Heiligen Geist die Gewissheit der Beharrung.

Artikel 12

Diese Gewissheit der Beharrung ist aber so weit davon entfernt, die wahren Gläubigen stolz und fleischlich sicher zu machen, daß sie im Gegenteil eine rechte Wurzel der Demut, kindlichen Furcht, wahrer Gottseligkeit, der Geduld in allem Streit, inbrünstiger Gebete, der Standhaftigkeit im Kreuz und im Bekennen der Wahrheit, wie auch einer beständigen Freude in Gott ist. Und die Betrachtung dieser Wohltat ist ihnen ein Ansporn zu ernsthafter und fortwährender Übung in der Dankbarkeit und guten Werken, wie aus den Zeugnissen der Schrift und den Beispielen der Heiligen hervorgeht.

Artikel 13

Auch wenn die Zuversicht der Beharrung wieder lebendig wird in denen, die von dem Fall wieder aufgerichtet werden, so erzeugt dies in ihnen keinerlei Übermut oder Vernachlässigung der Gottseligkeit, sondern eine weit größere Sorge, die Wege des Herrn, die zuvor bereitet sind, mit Fleiß zu beobachten, damit sie – darin wandelnd – die Gewissheit ihrer Beharrung behalten mögen und sich das Antlitz des versöhnten Gottes (dessen Anschauung den Gottesfürchtigen süßer als das Leben, und dessen Verbergung ihnen bitterer als der Tod ist) wegen des Missbrauchs seiner väterlichen Güte nicht wieder von ihnen abwende und sie so in größere Seelenqualen verfallen.

Artikel 14

Wie es nun Gott gefallen hat, das Werk seiner Gnade durch die Predigt des Evangeliums in uns zu beginnen, so erhält, begleitet und vollendet er es durch dessen Hören, Lesen und Betrachten, wie auch durch Ermahnungen, Drohungen und Verheißungen und den Gebrauch der heiligen Sakramente.

Artikel 15

Diese Lehre von der Beharrung der wahren Gläubigen und Heiligen, wie auch von der Gewissheit dieser Beharrung, die Gott zu seines Namens Ehre und zum Trost der gottesfürchtigen Seelen so überreich in seinem Wort offenbart hat und den Herzen der Gläubigen einprägt, wird zwar vom Fleisch nicht begriffen, vom Satan gehasst, von der Welt verspottet, von den Unerfahrenen und Heuchlern missbraucht und von den Schwärmern bekämpft, aber die Braut Christi hat sie immer als einen Schatz von unvergleichlichem Wert sehr zärtlich geliebt und standhaft verteidigt. Und daß sie dies auch künftig tue, dafür wird Gott sorgen, gegen den kein Rat gilt und keine Gewalt etwas vermag. Diesem einigen Gott, Vater, Sohn und Heiligen Geist sei Ehre und Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Verwerfung der Irrtümer

Nach Darlegung der rechtgläubigen Lehre verwirft die Synode die Irrtümer derer:

1.

Die lehren: „Die Beharrung der wahrhaft Gläubigen sei keine Frucht der Erwählung oder eine Gabe Gottes, durch den Tod Christi erworben, sondern eine Bedingung des Neuen Bundes, die der Mensch vor seiner (wie sie sagen) entscheidenden Erwählung und Rechtfertigung durch seinen freien Willen erfüllen muß.“ Denn die Heilige Schrift bezeugt, daß sie aus der Erwählung folge und durch die Kraft des Todes, der Auferstehung und Fürbitte Christi den Erwählten geschenkt werde. Röm. 11,7: Die Auserwählten aber erlangten es; die andern sind verstockt. Ebenso Röm. 8,32-35: Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes?

2.

Die lehren: „Gott versehe zwar den gläubigen Menschen mit genug Kräften, um zu beharren, und sei bereit, sie in ihm zu bewahren, wenn er seine Pflicht tue, aber wenn nun auch alles Mögliche, was zur Ausdauer im Glauben nötig ist und was Gott als Mittel zur Erhaltung des Glaubens gebrauchen will, getan sei, hänge es doch immer noch von dem Belieben des Willens ab, ob er beharre oder nicht.“ Denn diese Ansicht offenbart einen deutlichen Pelagianismus und macht die Menschen, während er sie frei machen will, zu Räubern der Ehre Gottes, und dies ist im Widerspruch zu dem einhelligen Zeugnis der evangelischen Lehre, die dem Menschen allen Grund zum Selbstruhm nimmt und das Lob dieser Wohltat allein der Gnade Gottes zuschreibt, und zu dem Apostel, der bezeugt: Der wird euch auch fest erhalten bis ans Ende, daß ihr unsträflich seid auf den Tag unseres Herrn Jesus Christus (1.Kor. 1,8).

3.

Die lehren: „Die wahrhaft Gläubigen und Wiedergeborenen könnten nicht nur von dem rechtfertigenden Glauben und auch von der Gnade und Seligkeit völlig und endgültig abfallen, sondern sie fielen auch tatsächlich nicht selten von ihr ab und gingen für ewig verloren.“ Denn diese Meinung macht die Gnade, Rechtfertigung, Wiedergeburt und beständige Bewahrung Christi kraftlos, gegen die klaren Worte des Apostels Paulus in Röm. 5,8.9: Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um wieviel mehr werden wir durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind. Und gegen den Apostel Johannes in 1.Joh. 3,9: Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn was er von Gott empfangen hat, das bleibt in ihm; und kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren. Und gegen die Worte Jesu Christi in Joh. 10,28.29: Und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Der Vater, der sie mir gegeben hat ist größer als alles, und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen.

4.

Die lehren: „Die wahrhaft Gläubigen und Wiedergeborenen könnten die Sünde zum Tode oder wider den Heiligen Geist begehen.“ Weil derselbe Apostel Johannes, nachdem er im fünften Kapitel seines ersten Briefes in Vers 16 und 17 diejenigen, die zum Tode sündigen, erwähnt und für sie zu beten verboten hat, sogleich in Vers 18 hinzufügt: Wir wissen, daß, wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht (nämlich mit solcher Sünde), sondern wer von Gott geboren ist, den bewahrt er und der Arge wird ihn nicht antasten.

5.

Die lehren: „Man könne in diesem Leben keine Gewissheit der zukünftigen Beharrung haben ohne besondere Offenbarung.“ Denn durch diese Lehre wird den wahrhaft Gläubigen der feste Trost in diesem Leben genommen und der Zweifel der päpstlich Gesinnten wieder in die Kirche eingeführt, während doch die Heilige Schrift die Gewissheit immer wieder nicht aus einer besonderen und außergewöhnlichen Offenbarung, sondern aus den Kennzeichen, die den Kindern Gottes eigen sind, und aus den sehr zuverlässigen Verheißungen Gottes ableitet; wie besonders der Apostel Paulus in Röm. 8,39 sagt: Keine Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. Und Johannes: Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm, und er in ihm. Und daran erkennen wir, daß er in uns bleibt: an dem Geist den er uns gegeben hat (1.Joh. 3,24).

6.

Die lehren: „Die Lehre von der Beharrung und der Gewissheit der Seligkeit sei ihrer Natur und ihrem Gehalt nach ein Ruhekissen des Fleisches und für die Gottesfurcht, die guten Sitten, Gebete und andere heilige Übungen schädlich; dagegen sei es lobenswert, daran zu zweifeln.“ Denn diese zeigen, daß sie die Kraft der göttlichen Gnade und die Wirkung des Heiligen Geistes, der in uns wohnt, nicht kennen und widersprechen dem Apostel Johannes, der in seinem ersten Brief mit klaren Worten das Gegenteil behauptet: Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie auch er rein ist (1.Joh. 3,2.3). Sie werden außerdem durch das Beispiel der Heiligen sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments widerlegt, die, obwohl sie ihrer Beharrung und Seligkeit gewiss waren, doch in den Gebeten und anderen Übungen der Gottseligkeit beständig geblieben sind.

7.

Die lehren: „Der Glaube derer, die nur eine Zeitlang glauben, unterscheide sich von dem rechtfertigenden und seligmachenden Glauben nicht weiter als nur durch seine Dauer.“ Denn Christus selbst macht außerdem in Matth. 13,20ff. noch einen dreifachen Unterschied deutlich zwischen denen, die nur eine Zeitlang glauben und den wahrhaft Gläubigen, wenn er sagt, jene nähmen den Samen in eine steinige Erde auf, diese in eine gute Erde oder ein gutes Herz; jene seien ohne Wurzel, diese hätten eine feste Wurzel; jene trügen keine Früchte, diese aber brächten in verschiedenem Maße in Beständigkeit und Ausdauer ihre Frucht.

8.

Die lehren: „Es sei nicht ungereimt, daß ein Mensch nach dem Verlust seiner ersten Wiedergeburt aufs neue, ja öfters, wiedergeboren werde.“ Denn diese leugnen mit solcher Lehre die Unverderblichkeit des Samens Gottes, durch den wir wiedergeboren werden. Das steht im Widerspruch zu dem Zeugnis des Apostels Petrus: Als die da wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen (1.Petri 1,23).

9.

Die lehren: „Christus habe an keiner Stelle dafür gebetet, daß die Gläubigen unfehlbar im Glauben beharrten.“ Denn sie widersprechen Christus selbst, der zu Petrus sagt: Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre (Luk. 22,32), und dem Evangelisten Johannes, der bezeugt, daß Christus nicht nur für die Apostel, sondern auch für alle, die durch ihre Predigt glauben würden, gebetet hat: Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen; und: Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Bösen (Joh. 17,11.15.20).