Verlangen nach einer neuen Reformation

Am 4. Juni fand die erste deutsch-niederländische Bibelkonferenz der Reformations-Gesellschaft-Heidelberg e.V. in Gummersbach statt. Daran nahmen über 100 Teilnehmer aus ganz Deutschland und aus den Niederlanden teil. Als Referenten behandelten Dr. habil Bernhard Kaiser (Reiskirchen), Pastor Pieter den Ouden (Katwijk aan Zee), Prof. Dr. Willem van Vlastuin (Freie Universität Amsterdam, Rektor des Theologischen Seminars der Hersteld Hervormde Kerk) und Pastor Dieter Borchmann (Berlin) die Sola der Reformation.

Die nächste Bibelkonferenz der Reformations-Gesellschaft-Heidelberg (RGH) wird am 24. Juni 2017 in Siegen stattfinden. Weitere Information zur RGH finden sich unter www.reformationsgesellschaft.de

Prof. Dr. Willem van Vlastuin hat einen Rückblick in Niederländisch für das Reformatorische Tageblatt verfasst, dessen deutsche Übersetzung mit seinem Einverständnis auszugsweise hier wiedergegeben wird:

„Am vergangenen Samstag (4. Juni) fand die erste Bibelkonferenz der Reformations-Gesellschaft-Heidelberg in Gummersbach statt. Dieser deutsche Verein ist entstanden aus der Arbeit der niederländischen Stif-tung „Freunde von Heidelberg und Dordrecht“. Während letztere insbesondere die Veröffentlichung puritanischer Literatur in Deutschland fördert, beabsichtigt erstere die reformatorische Theologie in Deutschland wieder praktisch vor Ort bekannter zu machen.

Es waren aus den Niederlanden und ganz Deutschland insgesamt über 100 Teilnehmer anwesend. Marius Timmermans eröffnete die Tagung mit einem Grußwort. Danach wurden die 5 Sola der Reformation behandelt und zwar in der Reihenfolge: Sola Fide, Sola Scriptura, Solus Christus, Sola Gratia und Soli Deo Gloria.

Das erste Thema wurde durch Dr. Bernhard Kaiser abgehandelt, der betonte, dass Glaube nicht mit unseren Leistungen oder Erfahrungen identifiziert werden kann. Glau-ben bedeutet, dass wir in unserem Herzen das gleiche sagen, was Gottes Gesetz und Evangelium sagt und wir somit völlig übereinstimmen mit Gottes Willen.

Evangelist Dieter Borchmann (ein Schüler von John MacArthur) aus Berlin war verantwortlich für das zweite und letzte Thema. Er wies darauf hin, dass in manchen kirchlichen Kreisen die Bibel oft gering geachtet wird. Für den niederländischen Zuhörer war es be-merkenswert, wie die Auseinandersetzung mit Rom in diesem und den anderen deut-schen Beiträgen präsent waren. Er legte auch den Finger auf die modernen Erscheinun-gen in der Theologie, die durch ihre Auslegungsmethoden den Inhalt der Bibel zu verän-dern versuchen.

Pastor Pieter den Ouden behandelte im Rahmen des dritten Themas John Owen’s Buch über die Herrlichkeit Christi. Die Gläubigen sehen die Herrlichkeit Christi, weil alle Herr-lichkeit Gottes alleine in Christus bekannt gemacht wird. Sie sehen auch Herrlichkeit in der Erniedrigung von Gottes Sohn. Derjenige, der keine Herrlichkeit in Christus erkennt, kennt Christus auch nicht. Als Kehrseite hiervon sieht der Glaube auch die Herrlichkeit Christi in seiner „Erhöhung“. Derzeit ist dies nur auf die Weise möglich, dass wir es glau-ben, aber bald werden wir ihn direkt sehen, und dann brauchen wir dazu keine Bücher von Owen und selbst die Bibel nicht mehr.

Prof. Dr. Willem van Vlastuin behandelte den Gnadencharakter der Erlösung anhand des Lehrstreites zwischen Luther und Erasmus. Erasmus bejahte eine gewisse Freiheit des Sünders und konnte dessen Knechtschaft unter der Sünde nicht bejahen, während Lu-ther gerade bei dieser Gebundenheit des Sünders ansetzte und diese in der Freiheit des Geistes durch den Ruhm Gottes unendlicher Gnade auflöste.

Die Missionarin M.A. Mijnders-van Woerden (94 Jahre) berichtete aus ihrem Leben. Als Kind lernte sie die Kraft des Gebetes kennen. Dies konnte sie später in Afrika verängstigten Kindern weitergeben, damit sie ihre Hoffnung auf den Herrn Jesus setzen konnten. Ebenso vertraute sie darauf in ihrer Arbeit in China und unter den Indianerstämmen. Nunmehr verspürt sie eine große Gebetslast für eine neue Reformation in Deutschland.

Auffällig war, dass das Verlangen nach einer neuen Reformation in Deutschland das große Thema dieser ersten Bibelkonferenz war. In den Beiträgen der verschiedenen Redner zeigte sich der ernste Wunsch, dass im gesamten deutschen Volk wieder ein tiefes Verlangen nach der Kraft der Reformation entstehen werde. …

Darüber hinaus erkennen wir, dass in vielen Städten Deutschlands ein Interesse für die biblische Botschaft und für Initiativen besteht, die reformatorische Theologie und die Bi-bel wieder zurück in den Blickpunkt der Deutschen zu bringen. In der Gewissheit, dass eine Handvoll Körner auf der Höhe der Berge für unseren Gott ausreicht, um die Zedern-bäume des Libanons zum Rauschen zu bringen, kehrten wir erwartungsvoll nach Hause zurück.“

Das Original findet sich hier.